Im Profil: Fünf Fragen an Universitätsrat Dierk Ernst

Was motiviert Sie persönlich, sich im Hochschulrat der Universität Passau zu engagieren?
Zu der Universität Passau habe ich eine Verbindung seit ihrer Neugründung im Jahre 1978. Als theologische Universität wurde Passau im Jahre 1622 gegründet und bestand auch als akademische Einrichtung fort. Die "Neue Universität" auf geschichtsträchtigem Boden hat mich gereizt. Es ging damals ein Ruck durch die Bayerischen Unternehmen, in dem etwas vernachlässigtem "Dreiländereck" etwas Besonderes zu schaffen. Dazu habe ich auch eine "niederbayerische" Vergangenheit. Ich habe dort einen Teil meiner Kindheit und Jugend verbracht. In Passau sah ich die Möglichkeit, in jungen Gremien Neues und Anderes zu gestalten. Dabei überzeugte mich insbesondere das junge engagierte Professorenteam und der charismatische Präsident.

Welche Themen liegen Ihnen in Ihrer Hochschulratsarbeit besonders am Herzen?
Die Universität weiter aus einem "Elfenbeinturm" herauszuführen und die Verbindung bzw. den Übergang zu dem sich fast täglich ändernden Berufsleben zu unterstützen. Auch gilt es, privatwirtschaftliche Elemente stärker in die Universitätsverwaltung einzuführen. Daneben muss die Bedeutung der Universität für die Stadt Passau und die Region weiter herausgearbeitet werden, ohne dabei den Blick für Kooperationen mit naheliegenden Universitäten und Fachhochschulen zu verlieren. Passau allein mit seinen ca. 10.000 Studenten und den begrenzten Mitteln kann bei weiterem nicht alle Bereiche, die man an einer Universität sehen möchte, abdecken

Auf welche Entwicklung an Ihrer Hochschule sind Sie besonders stolz?
Der Uni Passau gelang es, in einigen Studienfächern, nationales und teilweise auch internationales Ansehen zu erreichen. Trotz der Randlage ist die Universität auch attraktiv für Studierende andere Bundesländer und Nationen. Ganz früh wurde die Internationalität der Universität vorangetrieben, die Sprachenausbildung spielt eine überragende Rolle. Die Nähe zu den osteuropäischen Partnern hat zu ganz engen Kooperationen mit den dortigen Universitäten geführt. Nicht zu vergessen: Der Kulturwirt wurde in Passau "erfunden".

Was würden Sie ändern, damit Hochschulräte noch besser arbeiten könnten?
Die Zahl der Universitätsratsmitglieder (16) ist bei weitem zu hoch. Ebenfalls die Zahl der nicht stimmberechtigten, aber in der Regel anwesenden beratenden Mitgliedern. Sechs Mitglieder des Universitätsrates würden reichen, drei extern und drei intern mit einem Doppelstimmrecht des Vorsitzenden, der aus dem externen Bereich gestellt werden sollte. Nur bei Bedarf und auf besondere Anforderung sollten beratende Personen eingeladen werden. Das Gremium darf sich nicht nur mit einer beratenden Funktion begnügen, sondern muss auch klare Zuständigkeiten mit Entscheidungsrecht haben. Hierbei sollte man sich an die Regeln für Aufsichtsräte von Aktiengesellschaften und dem Board System der USA angleichen. Die Entscheidungskompetenz sollte sich zumindest auf Personal- und Finanzfragen beziehen.

Welchen Tipp würden Sie zukünftigen Hochschulratsmitgliedern mit auf den Weg geben?
Nehmen Sie sich Zeit und haben Sie Geduld bei langwierigeren Abstimmungsprozessen. Sprechen Sie mit den Hochschullehrern sowie mit den Studierenden und bringen Sie sich in diesem Zusammenhang als Lehrender/Vortragender gelegentlich in die Universität ein. Scheuen Sie sich aber auch nicht, gelegentlich die "Unabhängigkeit der Lehre" anzutasten.