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  • 2/2016
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Universität jenseits der Metropolen – Transfer in Praxis und Gesellschaft


Universitäten jenseits der Metropolen kommen besondere Erwartungen und eine besondere regionale Verantwortung zu. Anders als in Metropolen sind Universitäten jenseits der Metropolen ein wichtiger Motor für die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung, denn häufig gibt es wenige andere. Als solch wichtiger Motor werden sie auch in der Region wahrgenommen.


1. Transfer als wichtiger Teil in der universitären Gesamtstrategie


Generell ist der Leuphana die gesellschaftliche Verantwortung ein wichtiges Anliegen. Demgemäß fußt ihre Entwicklungsidee als Universität für die Zivilgesellschaft des 21. Jahrhunderts auf den drei Ideen Humanismus, Nachhaltigkeit und Handlungsorientierung. Dieses grundsätzliche Ausrichtung wurde in einem umfassenden Prozess aller Statusgruppen und Gremien bereits von 2006 bis 2008 als Entwicklungsplan erarbeitet und beschlossen und mit der Fortschreibung der Entwicklungsplanung bis 2025 jüngst von den Fakultäten und Schools, Senat, Stiftungsrat und Präsidium gemeinsam weiter ausformuliert. Insbesondere die Nachhaltigkeit und die Handlungsorientierung zielen auf die Verantwortung für den gesellschaftlichen Transfer und die regionale Entwicklung ab, ohne sich in deren Abhängigkeit zu begeben.

Der ausgearbeitete Entwicklungsplan enthält ein gesondertes Kapitel zum gesellschaftlichen Transfer. Um die regionale Entwicklung durch Wissenschaft bestmöglich voranzutreiben, hat die Leuphana nicht nur einen Kooperationsservice geschaffen, sondern auch klare thematische Schwerpunkte in Form von Wissenschaftsintiativen gesetzt zu Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Management & Entrepreneurship und Bildung.

Folgende Kriterien sind in der Schwerpunktsetzung wichtig:
  • Bündelung vorhandener Stärken
  • Schaffung eines interdisziplinären Forschungsschwerpunkts, an dem sich möglichst viele Forschende beteiligen können
  • innovativer Schwerpunkt, keine Kopie von bereits an anderen Universitäten Vorhandenem
  • Zukunftsthema mit hoher gesellschaftlicher Relevanz (dies gilt insbesondere für die Schwerpunkte Digitale Medien und Nachhaltigkeit)


2. Transfer durch Bottom-up-Projekte


Förderung von Transferimpulsen aus einzelnen Fachbereichen durch die jeweilige Fakultätsleitung und das Präsidium in

A: Lehre: Studierende müssen einerseits grundlegendes wissenschaftliches Handwerkszeug und Denkweisen erlernen, da diese in Wirtschaft und Gesellschaft für die Lösung der komplexen Herausforderungen unverzichtbar sind. Gleichzeitig ist aber auch die Anwendung dieses Handwerkszeugs zu üben. Dies ermöglicht das Leuphana Semester einerseits durch Auseinandersetzung mit Methoden, Verantwortung und Wissenschaftsgeschichte und andererseits durch der Bearbeitung gesellschaftlicher Fragestellungen in Projekten der Nachhaltigkeit.

Transfer oder Vernetzung mit der Gesellschaft und der Region bedeutet auch, dass wissenschaftlicher Nachwuchs sowohl für den Verbleib in der Wissenschaft als auch für anspruchsvolle und wissenschaftsbasierte Tätigkeiten in Wirtschaft und Gesellschaft qualifiziert wird. Ein Beispiel hierfür ist das gemeinsam mit Museen entwickelte und drittmittelgeförderte Promotionsprogramm "Promovieren in Museen".

B: Forschung, an der Leuphana zum Beispiel am ZZL (Zukunftszentrum Lehrerbildung) als Initiative einzelner Fachbereiche der Fakultät Bildung zur Verbindung von Theorie und Praxis.


3. Transfer durch Gründungsförderung


Wir legen – orientiert am universitären Leitbild und Entwicklungsplan – Wert auf eine breit angelegte Gründungsförderung. Dabei setzt die Hochschule den Fokus auf Handlungsorientierung insbesondere auch mit Blick auf die Studierenden als regionale Akteure von morgen. Als ein Resultat sehen wir die wiederholte Auszeichnung als gründerfreundlichste mittelgroße Hochschule in Deutschland an. Es zeigt sich ein starker Impact für die Region.


4. Transfer begünstigen durch Transdisziplinarität


Transdisziplinarität ist eine der wesentlichen Ansprüche im Entwicklungsplan. Um diese zu fördern, richtete die Leuphana ein überfakultäres Methodenzentrum ein mit fünf Juniorprofessuren und weiteren fünf (bis zehn) assoziierten Professuren, auch um methodisches Lernen über (Fach)grenzen hinweg zu ermöglichen.


5. Transfer durch Campusgestaltung


Das neue Zentralgebäude von Daniel Libeskind ist als öffentliche Agora der Wissenschaft gedacht. Es ist offen für Veranstaltungen, auch von und für die Menschen außerhalb der Universität. Dieser Ansatz ermöglicht eine nachhaltige Nutzung des Gebäudes und Näherbringen der Menschen und ihrer Ideen an den Campus und die Wissenschaft. Wichtige Unterstützung hat die Universität gerade in diesem Punkt durch ihren starken Stiftungsrat erfahren.


Fazit


Durch eine so eng in der Region verankerte Universität wird die Ursprungsidee des Transfers von der Wissenschaft in die Gesellschaft weiterentwickelt und gelebt, hin zur Idee von "Universität in Gesellschaft", die als Akteur mit anderen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Akteuren (auf Augenhöhe) interagiert. Dabei will und wird sie ihre Rolle als wissenschaftliche Einrichtung nicht aufgeben, sondern zunächst einmal anerkennen, dass wissenschaftlich relevante Fragestellungen und Wissen ebenso in der außeruniversitären Sphäre entstehen. Die Grenzen der Systeme Wissenschaft, Gesellschaft, Kultur, Wirtschaft, Politik usw. werden durchlässiger, und aus der Transferidee wird Interaktion. Wissenschaft wirkt auf Praktiken in diesen Feldern ein, nährt sich aber umgekehrt aus praktischem oder implizitem Wissen, idealerweise in dichtem Austausch, der die Grenzziehung zwischen Wissenschaft und Praxis in reflektierter Bewegung hält.