Fünf Fragen an Hochschulrätin Beate Rennen-Allhoff


Sie sind seit 2013 Vorsitzende des Hochschulrates der Hochschule Hannover. Was hat Sie persönlich motiviert, diese Aufgabe zu übernehmen?
Grundsätzlich bin ich neugierig darauf, wie andere Hochschulen funktionieren. Bei Akkreditierungen und Auditierungen oder auch bei der Mitwirkung in der Hochschulstrukturkommission Brandenburg konnte ich erleben, wie groß die Bandbreite ist und wie unterschiedlich auch das Selbstverständnis von Hochschulleitungen ist. Als damalige Präsidentin war für mich der Perspektivwechsel besonders interessant, also von der Rolle der Hochschulleitung in die der externen Beraterin von Präsidium und Senat zu wechseln.

Vor inzwischen einem Jahr sind Sie aus Ihrem Amt als Präsidentin der Fachhochschule Bielefeld geschieden. Welche Rolle spiel(t)en die beiden Perspektiven, die einer Hochschulleitung und die einer Hochschulratsvorsitzenden, in Ihrer Arbeit als Hochschulrätin?
Als Hochschulräte eingeführt wurden, haben wohl die meisten Hochschulleitungen sie als den Preis betrachtet, den die Hochschule für den Verzicht auf Detailsteuerung durch das Ministerium bezahlt und gehofft, nun langfristigere Planungen entwickeln zu können und schneller in den Entscheidungen zu werden. Manche Hochschulräte in Nordrhein-Westfalen, glücklicherweise nicht der Hochschulrat der Fachhochschule Bielefeld, hatten hingegen weitreichende Vorstellungen von ihrer Rolle, sahen es zum Beispiel als ihre Aufgabe an, Strategien für ihre Hochschule zu entwickeln. Die Erfahrungen in der Hochschulleitung helfen meines Erachtens dabei, die Einflussmöglichkeiten von Hochschulräten nicht zu überschätzen. Die Entwicklung einer Strategie setzt einmal ein Gefühl für künftige Entwicklungen oder einen aufkommenden Bedarf voraus, externe Stimuli wie Ausschreibungen können als Chance genutzt werden, vor allem aber ist eine genaue Kenntnis der tatsächlichen Ressourcen der Hochschule erforderlich, man muss wissen, wer fähig und willens ist, an der Entwicklung einer Strategie mitzuwirken und wie die Zahl der Mitwirkenden gegebenenfalls vergrößert werden kann. Hochschulräten fehlt solche Detailkenntnis in der Regel. Wenn sie nicht, wie in Nordrhein-Westfalen, auch Aufsichtsfunktion haben, sind sie vor allem Beraterinnen und Berater, und sie nehmen diese Aufgabe vor allem wahr, indem sie Fragen stellen. Außerdem sehe ich es als Aufgabe der Hochschulräte an, die Hochschule bei der Erreichung ihrer Ziele zu unterstützen, auch gegenüber dem Ministerium und auch in der hochschulpolitischen Diskussion.

Welche Themen liegen Ihnen bei Ihrer Hochschulratsarbeit besonders am Herzen?
Grundsätzlich beschäftigt mich besonders die Frage, wie eine vor allem staatlich finanzierte Hochschule ihren gesellschaftlichen Auftrag interpretiert: Wie sieht sie ihren Bildungs- und Qualifizierungsauftrag, was sind die Ziele in Forschung und Entwicklung, wie sieht die Hochschule ihre Rolle in der Regionalentwicklung? Wie können entsprechende strategische Ziele aus der Hochschule heraus entwickelt werden, wie sieht die Umsetzung aus, wie das entsprechende Qualitäts- management? Ein Hochschulrat muss seine Aktivitäten allerdings an der jeweiligen aktuellen Situation einer konkreten Hochschule ausrichten. So befand sich die Hochschule Hannover in den ersten Jahren meiner Mitgliedschaft im Hochschulrat in einer außerordentlich schwierigen Situation, in der ganz andere Fragen im Vordergrund standen.

Was würden Sie ändern, damit Hochschulräte noch besser arbeiten können – auch in der Zusammenarbeit mit Hochschulleitungen?
Die Rolle der Hochschulräte könnte meines Erachtens noch erheblich geschärft werden. So ist der Hochschulrat einerseits ein Gremium, das zu bestimmten Punkten Empfehlungen abgibt und eine Tagesordnung abarbeitet. Damit wird aber das Potenzial eines klug zusammengesetzten Hochschulrates nicht ausgeschöpft. Er könnte ein engagiertes permanentes Beratungsteam sein, das ehrenamtlich für die Hochschule tätig ist. Das setzt aber große Offenheit auf allen Seiten und die Bereitschaft zu lebendiger Diskussion voraus. Ähnlich war übrigens auch immer mein Traum von einem Senat als Forum für die hochschulweite Willensbildung innerhalb der Hochschule.

Welchen Tipp würden Sie zukünftigen Hochschulratsmitgliedern mit auf den Weg geben?
Hochschulratsmitglieder müssen bereit sein, zu verstehen, wie Hochschule grundsätzlich funktioniert, welche Abstimmungsnotwendigkeiten es zum Beispiel gibt und sie müssen die konkrete Hochschule so gut wie möglich versuchen kennenzulernen. Wichtig ist der Verzicht auf Besserwisserei, deshalb möchte ich die Antwort kurz halten.