Fünf Fragen an Eckart Hien


Was motiviert Sie persönlich, sich im Hochschulrat zu engagieren?
Ich finde es hochinteressant, wie sich das mir aus der rechtlichen Diskussion theoretisch bekannte Spannungsfeld zwischen Hochschulautonomie und staatlicher, strategischer Gesamtverantwortung in der Praxis auswirkt und welche Handlungsspielräume real existieren. Nach Eintritt in den Ruhestand fand ich es angemessen, mich auch ehrenamtlich zu engagieren. Da zwei meiner Kinder ihren Abschluss an einer Kunsthochschule absolviert haben, fühle ich mich diesem Tätigkeitsbereich ebenfalls verbunden.

Welche Themen liegen Ihnen in Ihrer Hochschularbeit am Herzen?
Die Gremienstruktur der Hochschulen ist ein komplexes Gebilde, das gerade an Kunsthochschulen auch mit besonders sensiblen Akteuren zu tun hat. Es ist eine sich stets neu stellende Aufgabe, hier ein ausgewogenes Verhältnis von Partizipation, Diskurs und Leitungsfunktion zu finden. Neben diesem internen Gesichtspunkt ist es für die Außenwirkung der Hochschule von großer Bedeutung, das richtige Profil zu erarbeiten, also insbesondere thematische Schwerpunkte zu setzen, die sie innerhalb der Hochschullandschaft herausheben.

Auf welche Entwicklung an Ihrer Hochschule sind Sie besonders stolz?
Die steigenden Bewerberzahlen zeigen, dass Qualitäts- und Profilbildung einen hohen Standard erreicht haben. Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass es in den zurückliegenden Jahren verstärkt gelungen ist, herausragende Lehrpersönlichkeiten zu gewinnen. Kunsthochschulen sind in hohem Maße auch auf die Arbeit von Lehrbeauftragten angewiesen. Es ist erfreulich, dass es gelungen ist, die ziemlich bescheidene Vergütung der Lehrbeauftragten zumindest etwas aufzubessern. Die zu diesem Zweck erhobenen Studiengebühren für Studierende, die nicht Staatsangehörige eines EU-Mitgliedstaats sind (hierzu ermächtigt das Sächsische Hochschulfreiheitsgesetz die Hochschulen ausdrücklich), haben die Bewerberzahlen keinesfalls gesenkt.

Was würden Sie ändern, damit Hochschulräte noch besser arbeiten können?
An einer relativ kleinen Kunsthochschule kann der Hochschulrat nicht auf eine hauptamtliche Geschäftsstelle zurückgreifen. Es sollte aber erreicht werden, dass die Verwaltungskraft, die den Hochschulrat betreut, angemessen entlastet wird. Den übrigen Gremien der Hochschule müsste noch mehr ins Bewusstsein gebracht werden, dass alle halbwegs wichtigen Themen und Diskussionen auch mit dem Hochschulrat kommuniziert werden sollten.

Welchen Tipp würden Sie künftigen Hochschulratsmitgliedern mit auf den Weg geben?
Information ist das wichtigste Gut der Arbeit des Hochschulrats. Hier gibt es eine Bringschuld etwa des Rektorats, aber doch auch eine Holschuld des Hochschulrats, vor allem des Vorsitzenden. Die obligaten vier jährlichen Sitzungen des Hochschulrats reichen in aller Regel nicht aus, um sich mit der Hochschule vertraut zu machen. Ich finde es sehr hilfreich, auch an den Sitzungen des Senats teilzunehmen, wenn Themen von allgemeinerer Bedeutung zur Diskussion stehen. Das kostet Zeit, vermittelt aber einen unmittelbaren Eindruck von der Art und Weise, wie die Hochschule arbeitet, wie die Stimmung ist und wo sich Probleme aufbauen können. Die dadurch entstehende Problemnähe ermöglicht eine effektivere Zusammenarbeit.